Der Krieg der vier Himmelskönige
- L.M.R.
- Nov 10, 2021
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Updated: Dec 7, 2022
Der Krieg der vier Himmelskönige von 817 bis 830 war wohl einer der bedeutendsten Konflikte des gesamten vierten Zeitalters. In diesen dreizehn langen Jahren kämpften Völker und Königreiche an unterschiedlichen Fronten gegen die verschiedensten Feinde. Allianzen wurden geschlossen, Imperien wurden zu Fall gebracht und das Machtvakuum des Kontinents wurde vollkommen auf den Kopf gestellt.
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Alles begann im Jahre 814, als der incynische König Aethel Salazcar II. verstarb und sein ältester Sohn zu König Ego Salazcar I. gekrönt wurde. Aethel Salazcar II. hatte ein Königreich gegründet, mit Krone, Land und Grenzen, das sich von den Nördlichen Wäldern bis zum Kavanengebirge und vom Gebirge von Barbos bis an den Nordstrom erstreckte - das Königreich Cynien. Doch wurde es von den anderen Reichen Menorias nicht anerkannt.
Irgendwann waren König Ego Salazcar I. die Grenzen seines Vaters jedoch nicht mehr genug und sein Blick richtete sich gen Osten, jenseits des Nordstroms, auf das Königreich Renyien. König Ego I. errichtete die Festungsanlage Ostkreuz an den Füßen des Gebirges der Steinernen Festung und plante von dort aus seinen Angriff auf das Nebeltal, welcher im Sommer 817 starten sollte. Die Stadt Grauer Hort fiel am 1. NI 817 und die Incynen marschierten weiter Richtung Nebelwacht, welches sie am 6. NII 817 ebenso erfolgreich einnahmen. Das Nebeltal war gefallen, doch zwischen Ego und der Salzküste – dem anderen und weitaus wichtigeren Teil Renyiens – lagen nun die Sümpfe von Grauhan und somit das Schneekrieger-Königreich Molga. Jedoch gelang es dem König der Incynen schon bald, mit den Schneekriegern einen Nicht-Angriffs-Pakt und ein Durchmarschrecht zu vereinbaren, da diese die Renyier nur allzu gerne loswerden wollten.
Doch hatten König Ego Salazcar I. und König Merin II. von Molga ihre Rechnung ohne König Stenkil Tonth I. von Salzberg gemacht. Die Schneekrieger hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffe auf die Salzküste gewagt, doch hatte der König von Renyien ihnen immer wieder beweisen können, wer der wahre Herr der Raerlande war. So geschah es, dass Stenkil Tonth I. am 13. AI 817 mit Bravour die Armee Salazcars bei der Schlacht von Warbenstein aus den Salzbergen vertrieb und sie zurück in die Sümpfe von Grauhan schickte. Ego Salazcar I. leckte sich wütend seine Wunden, doch der Krieg war für ihn damit noch längst nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, er hatte gerade erst begonnen.
Während die Incynen sich also neu formatierten, war sich König Stenkil durchaus darüber bewusst, dass er einem weiteren Angriff aus dem Westen womöglich nicht standhalten konnte, also brauchte er nun dringend Verbündete. Und diese fand er auch bald darauf in dem sehr jungen Karlson Karr II. von Karrburg, dem König von Ostend. Die Anspannungen zwischen Renyien und Ostend waren in diesen Jahren durchaus noch nicht erloschen, doch gab es für die beiden renyischen Königreiche nun einen gemeinsamen Feind, der jeden noch so großen Konflikt zwischen ihnen untergrub. Ostend schloss sich Renyien im Kampf gegen das Königreich Cynien im Ersten Filaya des Jahres 818 an.

Doch dieses neue Bündnis vermochte es keineswegs, König Ego Salazcar I. in irgendeiner Form einzuschüchtern. Er wollte über die menschlichen Ländereien nördlich des Stromes herrschen, egal wie lange er dafür kämpfen musste. Auf der anderen Seite wollte König Stenkil Tonth I. um jeden Preis das Nebeltal zurückgewinnen und so begann im Sommer 818 die zweite Phase des Krieges der vier Himmelskönige, als das renyische Bündnis Grauhan durchquerte und in das Tal einmarschierte. Unzählige Schlachten wurden geschlagen, mal gewannen die Menschen aus dem Osten, mal die Menschen aus dem Westen, jedoch ohne dass jemals ein klarer Sieger dabei feststand.
Während sich die Menschen also im Norden ganze zwei Jahre lang ohne Aussicht auf ein Ende bekämpften, fand eine vierte Macht im Süden langsam Interesse an besagtem Konflikt. Die Provinz Solien war zu jener Zeit noch immer Teil des Kaiserreiches von Karzas, wie es nun schon seit bald achthundert Jahren der Fall war. Und auch wenn Solien immer noch dem Kaiser von Karzas unterlag, hatte es sich politisch immer mehr von den Wasserstädten abgespalten. Es gab zahlreiche Unabhängigkeitsbewegungen und selbst der Statthalter Viatrix Visto von Zanbar (Zanbar sollte später unter dem Namen Wystbach bekannt sein) befolgte oft lieber seinen eigenen Willen. Als er jedoch Wind von dem Krieg im Norden bekam, sah er seine Gelegenheit, Soliens Machtstellung auf Eross zu verbessern und vielleicht sogar zu einem Königreich aufzusteigen. Die Unterstützung Kaisers Cassiano Zyrius' III. von Karzas hatte er bei diesem Unterfangen jedoch nicht.

Im Frühjahr 822 ließ Viatrix Visto seine Truppen den Storm überqueren und startete seine Invasion auf das Königreich Cynien. In diesen Tagen begann die dritte Phase dieses Krieges, in welcher nun alle vier Himmelskönige, Ego Salazcar I. von Cynien, Stenkil Tonth I. von Renyien, Karlson Karr II. von Ostend und Viatrix Visto von Zanbar, ihre Karten auf das Spielbrett von Eross gelegt hatten.
Ego Salazcar I. hatte beinahe all seine Truppen in das Nebeltal geschickt und somit seine Hauptstadt Cyrian – in der auch er sich befand – größtenteils unbewacht gelassen. Deswegen war es auch ein Leichtes für die Solier, Cyrian am 2. FIII 822 einzunehmen und König Ego I. Salazcar zu exekutieren. Egos Erstgeborener und Erbe, Aethel, befand sich zu dieser Zeit als oberster Heerführer im Nebeltal und als er vom jähen Tod seines Vaters erfuhr, wollte er nichts als Vergeltung an den Soliern. Er hatte genug der sinnfreien und endlosen Kämpfe gegen die Renyer, weswegen er bald darauf als König Aethel Salazcar III. den beiden Königen des Ostens ein Friedensangebot machte. Diese erkannten in Aethel einen ganz anderen Mann als seinen Vater, weswegen sie den Vertrag am 17. SI 822 auch unterschrieben. Vielmehr noch, aus dem Friedenpakt wurde schließlich auch ein vereintes Bündnis gegen die Solier. Die Menschen des Nordens wollten es sich nicht gefallen lassen, dass Menschen aus dem Süden ihre Ländereien a und ihre Städte einnahmen.
Somit marschierten die vereinten Truppen aus Cynien, Renyien und Ostend im Herbst 822 in Cynien ein und eroberten Cyrian zurück. Wobei man sagen muss, dass dieser Erfolg – zumindest was die Soldaten angeht – den Incynen zuzuschreiben ist. Es herrschte noch immer Spannung zwischen den Incynen und Renyiern, weswegen die drei Könige lieber beschlossen, an verschiedenen Fronten zu kämpfen. Doch auch mit diesem Sieg war der Krieg der vier Himmelskönige noch lange nicht vorüber. Viatrix Visto sah seine eindeutige Unterlegenheit gegenüber dem Norden und erkannte, dass er mit seiner Invasion einen großen Fehler begangen hatte und allein nicht weiter überstehen konnte. Also unterwarf er sich schließlich wieder untergeben Kaiser Cassiano Zyrius III. von Karzas, welcher ihm versprach, die Ländereien von Solien mit den vereinten Heerscharen all seiner Provinzen zu verteidigen. Schon bald ankerten hunderte von Schiffen aus Khanaan, Lhanaan und Sarthaan im Hafen von Zanbar und ganz Eross hielt für einen Moment den Atem an. Die Menschen des Nordens zogen sich fürs Erste zurück. Wie sollten sie nur gegen das große Kaiserreich von Karzas bestehen können, das noch nie auch nur ein Reich ansatzweise zu Fall bringen vermochte? Der Kaiser von Karzas hielt Eross in seinen Händen, auch wenn er nicht Herr über jedes seiner Königreiche war.
Lange Zeit herrschte Waffenstillstand, doch als das Südbündnis immer mehr Soldaten nach Norden schickte, sah sich das Nordbündnis im Zweiten Acaar 823 dazu gezwungen, endlich zu handeln und mit vereinten Kräften in Solien einzumarschieren. Über des gesamte Jahr hinweg kämpften sie sich von Nord nach Süd, brachten das Gebirge der Messer hinter sich und starteten schließlich eine Belagerung vor den Toren Zanbars. Karzas wollte trotz des Flehens Vistos vorerst noch nicht in die Belagerung intervenieren. Doch waren es weder die Incynen noch die Renyier, die letztendlich den Statthalter zu Fall brachten, sondern die Bewohner Zanbars selbst. Während der zweimonatigen Belagerung der Stadt stieg die Abneigung gegenüber der Regierung unter der gewöhnlichen Bevölkerung immer mehr an. Es waren nicht die Menschen aus dem Norden gewesen, die diesen Krieg gestartet hatten, sondern der Statthalter Viatrix Visto. Er allein war für das Blutvergießen des vergangenen Jahres in allen Teilen ihrer Heimat verantwortlich, weswegen sie schließlich am 17. AI 823 die Tore öffneten und das Nordbündnis die Stadt ohne allzu viele Todesopfer einnahm. Die Provinz Solien fiel und schloss sich unter der Führung des Ritters Ser Elring van Hinden den Incynen und Renyiern an. Viatrix Visto gelang jedoch noch rechtzeitig die Flucht nach Karzas.
Der Krieg war nun vollends ins Rollen gekommen und es entsprach dem allgemeinen Konsens, dass er nicht endennde würde, ehe eine der Seiten zu Grunde ging. Entweder musste also das große Kaiserreich Karzas nach einer Jahrhunderte langen Regentschaft untergehen oder die Königreiche des Nordbündnisses zerstückelt werden. Doch mit dem Fall und der daraus resultierenden Unabhängigkeit hatte man Karzas‘ Verwundbarkeit bewiesen, obwohl der Sieg ja eigentlich nur dem Zögern des Kaisers zu verdanken war. Der Leviathan hatte eine Flosse verloren, was bedeutete, dass man ihm auch noch eine weitere abschlagen konnte. Ängstlich blickte Cassiano auf seine verbliebenen Provinzen. Die zwei größten, Sarthaan und Lhanaan, wussten nun, dass eine Unabhängigkeit nicht unerreichbar war und die Forderungen nach eben dieser Unabhängigkeit wurden in den jeweiligen Provinzen auch immer lauter und lauter. Ein zweites Mal hielt der gesamte Kontinent den Atem an. Selbst die Schneekrieger sollen darüber debattiert haben, dem Nordbündnis beizutreten, doch bis auf ein paar Hilfsgüter entwickelte sich daraus nicht weiter mehr.
Doch letztendlich war es wieder das Nordbündnis, das den auslösenden Angriff im Frühjahr 824 gegen den Inselstaat Lhanaan startete. Unzählige Schlachten wurden in den Ländereien von Ardien, Bordien und Nolien geschlagen, bis das Südbündnis den Feind schließlich zurückdrängen konnte. Doch damit gaben sie sich noch nicht geschlagen und starteten eine weitere Offensive, die jedoch dazu führte, dass das Südbündnis sich Stück für Stück Solien wieder zurückeroberte.
Gerade als es so aussah, als würde Karzas diesen Krieg gewinnen, wurden auf einmal die Karten neu ausgeteilt. Am 28. SI 825 stürmten Aufständische das Regierungsgebäude von Vida Erano, der Hauptstadt der Provinz Sarthaan, und riefen dort den Freistaat Sarthaan aus. Es war geschehen, was Kaiser Cassiano seit langem gefürchtet hatte, und nun hatte er einen weiteren Feind gegen sich. Sarthaan hatte sich von der Herrschaft des Kaisers befreit und unter keinen Umständen wollte der Freistaat dorthin wieder zurückkehren, selbst wenn dies bedeutete, mit den Menschen aus dem Norden zu kämpfen. Somit gelang es der Vereinigung aus Cynien, Renyien, Ostend, Solien und Sarthaan Ende 825 schließlich, die Armee von Karzas aus Solien zu vertreiben und ein weiteres Mal auf Lhanaan einzumarschieren.
In der letzten Phase dieses Krieges trat nun im Jahr 827 der letzte und wahrscheinlich auch entscheidende Mitstreiter in diesen Konflikt ein: Das Kaiserreich von Aquador. Ja, das Kaiserreich von Karzas hatte zu seiner Hochzeit über gut die Hälfte der erossschen Landmasse geherrscht, doch Herren der See waren schon immer die Aquadoren gewesen. Auf einem Schlachtfeld mit Soldaten hätte das Kaiserreich von Karzas wahrscheinlich gewonnen, doch auf der See konnten sie sich nicht mit Aquador messen. Und passender- oder auch unglücklicherweise befanden sich Lhanaan und Khanaan – die letzten großen, verbliebenden Provinzen des Kaiserreichs (Provinzen wie Perenor oder Taranth waren zu klein, um dabei eine Rolle zu spielen) – auf einer Insel. Der aquadorische Kaiser Daroquado II. war der Überzeugung, dass Karzas mit seinem Imperialismus zu weit ging, zumindest war dies seine offizielle Aussage. Viel plausibler ist, dass Aquador seinen Einfluss im Norden und Osten stärken wollte und die Gelegenheit gerade einfach nicht besser sein konnte.
Als die Aquadoren mir ihrer gigantischen Armada ihre Halbinsel verließen und gen Norden segelten, wusste Kaiser Cassiano bereits, dass er diesen Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Ihm war es gerade so möglich, die Angreifer auf dem Land mit größter Mühe zurückzudrängen, niemals konnte er jetzt auch noch einem Angriff vom Wasser standhalten.
Am 28. SI 828 fiel die Provinz Lhanaan unter den Angriffen des Nordbündnisses und am 9. SII 830 kapitulierte Kaiser Cassiano von Karzas nach einer halbjährigen Belagerung, gefolgt von einer schrecklichen Niederlage, die Stadt in einer letzten Schlacht gegen die Aquadoren, Sarthaaner, Incynen und Renyier zu verteidigen. Bei der Konferenz von Karzas am 31. SIII 830 entschieden die Siegermächte darüber, wie man den Kontinent nun ordnen konnte, um das neue Machtvakuum zu füllen. Sarthaan durfte seine Freistaatlichkeit behalten und erhielt das Herrschaftsrecht über die kleinen Provinzen von Perenor und Taranth, die wiederrum den Rang als freie Königreiche erhielten. Cyniens Grenzen wurden klar wie damals von König Aethel Salazcar II. festgelegt und auch von Renyien anerkannt. Solien wurde ein eigenes Königreich unter der Herrschaft eines renyischen Königs, Janos Mettl I. von Wystbach (der neu benannten Hauptstadt). Ser Elring van Hinden, der Ritter, der zuvor über Solien geherrscht hatte und maßgeblich am Fall Lhanaans beteiligt war, erhielt als Belohnung die Krone dieses Inselkönigreiches und benannte es in Elringen um. Die schwierigste Frage war jedoch, wie man mit Karzas und seiner Provinz Khanaan verfahren sollte. Wer sollte das Herrschaftsrecht über die Halbinsel erhalten? Letztendlich war es der Kaiser von Aquador, welcher den weltverändernden Vorschlag unterbreitete: Karzas sollte bestehen bleiben, ebenso wie man ihm das Land von Khanaan lassen wollte. Was man dem Reich jedoch nahm, war seine Stellung als Kaiserreich. Karzas sollte von nun an ein Freistaat sein, der zwar eine Armee und Flotte besitzen durfte, diese aber einzig und allein zur Verteidigung anwenden konnte. Sie sollte zu einer Stadt der Religion werden, wie sie es vor vielen Jahrhunderten einst gewesen war. Dadurch hatte Aquador die absolute Vormachtstellung als mächtigstes Kaiserreich auf dem ganzen Kontinent und damit auch dem gesamten Ozean. Anders als Karzas hielten sie sich jedoch aus den Angelegenheiten der Menschen auf dem Land heraus.
Die Tage des großen Kaiserreiches von Karzas waren damit vorüber. Doch nun war ein neues Karzas aus der Asche entstiegen, ein friedvolleres, in dessen Zentrum einzig und allein die Religion stand. So ist es auch bis heute und die Bewohner und Herren dieser Stadt haben seit langem diesen Status mit Überzeugung akzeptiert. Der Krieg der vier Himmelskönige ist eines der signifikantesten Ereignisse des vierten Zeitalters, da dieser Krieg ein komplett neues Eross erschuf.
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